Polizeipräsident Kuhlisch: „Alternative Fakten“ von rechtsaußen?

In einem Interview zur Frage der Cannabislegalisierung nannte Münsters Polizeipräsident Kuhlisch Schweden als Beispiel für eine entkriminalisierte oder legalisierte Drogenpolitik. In Schweden gab es in den letzten Jahrzehnten allerdings gar keine liberale Cannabis-Politik. Wie konnte er mit seiner Aussage so sehr daneben liegen? Die kürzlich erfolgte Nachfrage eines freien Journalisten ergab, dass Herr Kuhlisch sich auf einen Vortrag bezog, der 1991 in Zürich beim „Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis“ (VPM) gehalten wurde. Der VPM war eine hochumstrittene autoritäre Sekte, die politisch rechtsaußen zu verorten ist. Die Schweizer Bundesregierung strebte ab 1998 deren Verbot an, 2002 löste sich der VPM selbst auf.

Marcel aus unserer Ortsgruppe ist entsetzt: „Es ist erschreckend, dass Polizeipräsident Kuhlisch 26 Jahre alte, unseriöse Angaben einer rechten Sekte für seine Argumentation heranzieht. Wie kommt er überhaupt dazu? Ich hoffe er hat mit den Leuten aus dieser Psycho-Sekte nichts mehr zu tun“.

Des Weiteren wurde von Kuhlischs Pressesprecher, Herrn Vorholt, vorgetragen, dass der Cannabiskonsum von Jugendlichen in Colorado durch die Legalisierung zugenommen habe. Diese Aussage werden durch die von den Gesundheitsbehörden des US-Bundesstaates bekannt gegeben Zahlen widerlegt. Demnach sind der Cannabiskonsum bei Jugendlichen in Colorado leicht rückläufig und läge knapp unter dem US-Bundesschnitt. Als Quelle für die polizeiliche Haltung wurde die „Rocky Mountain High Intensity Drug Trafficking Area“ (RMHIDTA) genannt. Das US-amerikanische Vice-Magazin hat sich kürzlich in einem Artikel mit der RMDHIDTA beschäftigt und berichtet, bei Gründer und Vorsitzenden Thomas Gorman handle es sich um einen „Karriere-Drogenkrieger„, der keinen Hehl daraus mache, seine persönliche Meinung in die Jahresberichte mit einfließen zu lassen. Gorman spricht sich neben dem Cannabisverbot übrigens auch für die Wiedereinführung eines bundesweiten Alkoholverbots wie in den 1920er Jahren aus.

Unser Sprecher Micha Greif macht deutlich: „Endlich wissen wir, worauf die Polizei Ihre Haltung stützt. Wir schlagen daher die Gründung eines ehrenamtlichen Arbeitskreises vor, der die Angaben wissenschaftlich überprüfen soll.“

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